von patwelli » 22.08.2012, 17:58
Eigentlich fängt die Geschichte unheimlich spannend und ungewohnt an. Cameron Lynde mietet sich für eine Nacht in einem Hotel ein, da ihre Wohnung renoviert wird und sie sie nicht betreten darf. Wie es der Zufall aber so will, sind die Wände sehr dünn und im Zimmer nebenan tobt der Bär – im Bett, welches eindrucksvoll in einem gewissen Abstand gegen die Wand stößt, begleitet von einem ausdrucksstarken Chor zweier menschlicher Stimmen. Nach einem kurzen Moment der Ruhe wird Cameron wieder aus dem Schlaf gerissen, was sie endgültig zum Hörer greifen lässt, um sich bei der Rezeption zu beschweren. Dadurch setzt sie allerdings Ereignisse in Gang, die ihr ganzes Leben umkrempeln werden. Denn im Nachbarzimmer liegt eine Tote – und Cameron ist unbewusst Zeugin des Mordes. Natürlich ist ihre Aussage enorm wichtig, genauso wie ihr Leben, was nun bedroht ist, sobald der Mörder Wind von einer Zeugin bekommt. Um das zu verhindern, bekommt sie Personenschutz – und der ermittelnde FBI Beamte ist ausgerechnet ein alter Bekannter von ihr. Nach einer dreijährigen Strafversetzung, die er Cameron verdankt, ist Jack Pallas wieder im Dienst. Und genau die Frau, die er hasst, die seine Undercoverarbeit zunichte gemacht hat, soll er jetzt beschützen. Sein Pech, dass sie, je näher er sie kennenlernt, ihm immer besser gefällt. Ihr Charakter passt einfach nicht zu den Handlungen, die er ihr vorwirft. Sollte er sich, obwohl er sich so sicher war, was er gesehen hatte, womöglich doch irren? Erst einmal gilt es aber nun, einen Täter zu überführen.
Leider ist der Täter recht früh bekannt, was der Geschichte merklich an Schwung nimmt. Den größten Raum nimmt dann die wachsende Sympathie zwischen Cameron und Jack ein, die dafür aber sehr anschaulich, behutsam und realistisch geschildert wird. Julie James verwendet viel Zeit darauf, beide dem Leser behutsam vorzustellen, was ihr bei den sehr sympathischen Charakteren auch nicht schwer fällt. Cameron ist Brautjunger bei ihrer besten Freundin Amy, deren Hochzeit sie auf keinen Fall verpassen möchte. Und so sieht sich Jack mehr als einmal in ungewohnten Situationen, die er mit Charme und viel Humor meistern muss. Seine Verbitterung über die vergangenen Ungerechtigkeiten schiebt er erfolgreich zur Seite, mit Camerons Hilfe kann er einiges davon ins rechte Licht rücken. Denn durch ihre erzwungene Zusammenarbeit reden sie miteinander, wenn auch Cameron ihn oft durch ihre überschwängliche und herzliche Art an den Rand der Verzweiflung treibt.
Das Buch lebt von den vielen spritzigen Wortgefechten der Protagonisten und ihrer liebenswerten Nebencharaktere. Allen voran natürlich Camerons Freund Collin und Jacks Partner Wilkins, dessen Charakter geradezu nach einer eigenen Geschichte schreit. Leider bleiben Amy und ihr Mann etwas blass, von ihnen beiden hätte man gerne wesentlich mehr erfahren. Obwohl die Spannung früh raus ist, liest sich das Buch recht erfrischend, es gibt viele komische Situationen, die zum Schmunzeln animieren. Die Protagonisten sowie die Nebencharaktere sind äußerst sympathisch, lebenslustig, humorvoll und doch realistisch. Cameron ist zum Glück nicht eine von den Heldinnen, die meint, alles alleine regeln zu müssen. Sie nimmt den Schutz an, rettet durch Geistesgegenwart manch kritische Situation und erkennt gleichzeitig, wieviel Jack ihr bedeutet – ohne Wenn und Aber. Genauso ergeht es auch Jack, nachdem er sich in die Situation ergeben hat, erkennt er nach und nach Camerons wahre Stärken und ihren Liebreiz.
Fazit
Leider ist in Für alle Fälle Liebe von Julie James der Täter früh bekannt, was der Geschichte eine gehörige Portion Schwung nimmt. Zum Glück gleichen die Charaktere das Manko schnell aus, die gelungene Situationskomik und die humorigen Wortgefechte reichen, um das Buch zu einem Pageturner zu machen. Selbst die Nebencharaktere möchte man nicht missen und wartet nun mit Spannung auf das nächste Buch von Julie James.
LG
Patty