Inhalt: Beinahe wäre Tary am Tag seiner Geburt zusammen mit seiner Mutter gestorben, die Hilfe bei einer fremden Ynwora-Sippe suchte. Er wird gerettet und die Schattenmächte enthüllen früh, dass ihm Großes bestimmt ist. Doni hingegen ist so bedeutungslos, dass die Mächte ihn vollständig ignorieren. Er hat keine Lebensaufgabe, kein prophezeites Schicksal, keine Daseinsberechtigung. Nichts davon braucht er, um zu kämpfen, wenn es richtig ist – und zu lieben …
Meine Meinung: Ausnahmsweise hatte ich mal keine Rezis vor dem Lesen angeschaut und so wurde ich doch ziemlich überrascht. Die Story fängt nicht ungewöhnlich an, in gewohnt gutem Schreibstil. Die Königin kriegt Zwillinge, wobei der kleine Junge gar nicht vorhergesehen war, was die ganzen nächsten 20 Jahre seines Lebens beeinflussen wird. Dann werden die beiden Kinderchen in das Bettchen gelegt - welches aus einer Walnußschale besteht!
Meine erste Überlegung war, wie groß die Walnüsse in dieser Fantasywelt wohl sein müssen.
Doch erst als die erschöpfte Königin in ihr Puppenstubenbett getragen wurde habe ich es begriffen: Die Welt der Ynwora entspricht in etwa der der
Borger.Sie sind nur ca. 10cm groß, für Erwachsene unsichtbar oder erscheinen ihnen durch einen Zauber wie Riesenkäfer, was ihnen die Menschen natürlich nicht gerade freundlich gesonnen macht. Die Ynwora leben in Familienclans, haben eine Königin, die durch ein magisches Amulett Visionen von den Schattenmächten bekommt.
Doch wo "Ein Fall für die Borger" ein lustiger Familienfilm ist geht es bei den Ynwora wesentlich ernster zu. Die Lebenswege der meisten Ynwora sind vorher bestimmt, sie werden je nach Bestimmung Wächter, Handwerker usw. Doch als die Königin nach sechs Söhnen endlich ein Mädchen gebiert kommt es nicht allein, völlig überraschend schickt es einen Zwillingsbruder voraus. Da nicht mal die Schattenmächte ihn angekündigt haben hat er auch kein vorherbestimmtes Schicksal. Die nächsten 20 Jahre wird er verachtet, ausgegrenzt, gemobbt, selbst von seinen Brüdern und vor allem von seiner Großmutter, der Königinmutter. Tary, sein Ziehbruder, dessen Mutter bei der Geburt starb und der von der Königin an Kindesstatt angenommen wurde, ist keinen Deut besser als die anderen, im Gegenteil er zeigt Doni seine Verachtung noch viel mehr. Erst als die beiden bei einem Einsatz in eine lebensgefährliche Situation kommen zeigt Doni, was in ihm steckt und Tary sieht ihn zum ersten Mal mit anderen Augen. Und was er sieht gefällt ihm erstaunlich gut. Allerdings ist Tary der Verlobte von Donis Zwillingsschwester, der zukünftigen Königin...
Nachdem ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte dass die Helden und Protas dieses Romans nur 10cm groß sind, wenn überhaupt, habe ich mich richtig daran festgelesen und konnte den kindle erst zumachen nachdem die letzten Worte gelesen waren. In allen anderen Rezis oder Meinungsäußerungen habe ich bisher nur gelesen, wie süß die Geschichte doch sei. Ehrlich gesagt finde ich das gar nicht. Ja, Doni ist ein Kerl den man am liebsten in den Arm nehmen und vor allem beschützen möchte, doch da ich bisher von Sandra Gernt fast nur Romane gelesen habe in denen ein Prota diese Rolle des verachteten, mißhandelten und unterschätzten Helden inne hat habe ich zwar mit Doni gelitten, aber mir war auch klar dass er am Ende über sich hinauswachsen wird. (Seine Persönlichkeit, seine Unsicherheit und sein nicht vorhandenes Selbstbewusstsein haben mich in Teilen an
Jarid erinnert.)
Ansonsten ist die Geschichte phantasievoll, spannend und zum Teil auch lustig, die Welt der Ynwora ist zwar nicht neu (siehe "die Borger") doch in ihren Unterschieden gut ausgedacht und das Liebespaar ist wirklich herzzerreißend. Ich könnte mir durchaus eine Fortsetzung aus der Welt der Ynwora vorstellen, gerne auch mit einem anderen Liebespaar. Aber klar, ich muss die Story ja auch nicht schreiben.
Meine Wertung:
5 von 5