Vor einiger Zeit auf einem Flohmarkt erstanden, hatte ich das Buch zum re-read behalten anstatt es weiterzuverkaufen. Und den habe ich gestern spontan gestartet. Dass ich die halbe Nacht gelesen habe ist wohl schon ein Zeichen dafür dass ich das Buch bei weitem nicht so schlecht fand wie alekto.
Es handelt sich bei "Wogen des Glücks" um einen typischen historischen 90er-Jahre-Liro. Da fesselt der Held die Heldin mit der "Geissel seines feurigen Blickes" (oder so ähnlich) während sie gerne mal erbebt oder erschauert. Sieht man darüber hinweg erhält man einen durchaus interessanten Roman.
Olivia und Emily sind Schwestern. Ihre Eltern starben beide auf tragische Weise, ihre Mutter, als sie Olivia die Angst vor Pferden nehmen wollte und dabei selbst tödlich verunglückte, ihr Vater, als er bei einem Überfall von einem Zigeuner erschlagen wurde. Emily stürzte damals vom Pferd, schlug mit dem Kopf auf und musste hilflos den Mord an ihrem Vater mit ansehen. Am nächsten Tag war sie blind und seither versucht Olivia für sie beide zu sorgen. Daher ist sie sich auch nicht zu fein als Dienstmädchen auf Ravenwood anzuheuern, obwohl sie die Tochter eines Vikars ist. Beide Frauen haben seit dem Mord an ihrem Vater eine irrationale Abneigung gegen alle Zigeuner, die sich bei Emily sogar zu richtigem Hass ausgewachsen hat.
Dominic St. Bride ist ein klassischer tortured hero. Von seinem Vater noch vor der Geburt verstossen, wuchs er im Zigeunerlager seiner Mutter auf, war aber immer ein wenig ein Außenseiter. Als sein Vater nach 12 Jahren feststellt, dass er scheinbar außer seinem Zigeunerbastard keine Kinder zeugen wird holt er Dominic zu sich, lässt ihn aber jeden Tag seine Verachtung spüren und seine Ablehnung von Dominics Zigeunerhälfte.
Als nun der neue Earl of Ravenwood in seinen Landsitz einzieht schlägt ihm auch von den engstirnigen Dorfbewohner aufgrund seiner Abstammung nur Ablehnung und Verachtung entgegen, die bei einzelnen Personen in richtigen Hass gipfelt, als eine Zigeunersippe auf seinem Land Halt macht.
Während sich Olivia immer mehr in Dominic verliebt, allerdings keinerlei Hoffnung hat, der Earl, auch wenn er ein Bastard und ein Halbblut ist, könnte mehr von ihr wollen als ein paar leidenschaftliche Nächte lernt die blinde Emily einen netten jungen Mann kennen. Sie verliebt sich immer mehr in ihn, nicht ahnend, dass er aus dem benachbarten Zigeunerlager kommt und ihr nicht zu sagen wagt welcher Abstammung er ist.
Als zwei Kinder aus dem Dorf verschwinden spitzt sich die Lage zu, denn wer sonst als die Zigeuner könnte sie entführt haben. Schließlich weiß ja jeder, dass das nur dreckiges Diebsgesindel ist, das Kinder aus ihren Häusern stiehlt...
Der Roman ist zum Teil sehr dramatisch und vorallem mit Dominic konnte ich manchmal richtig mitleiden. Er wird nicht als arroganter Adliger dargestellt, sondern als Mensch, der zwischen zwei Welten steht und nicht weiß wohin er gehört. Wie er einmal bemerkt: Ist er nun ein verirrter Zigeuner oder ein verirrter Gadjo?
So war für mich auch Olivias Verhalten gut nachvollziehbar. Denn schließlich kann sie nicht wirklich auf den Gedanken kommen ein Earl könne etwas anderes als Sex von ihr wollen. Und so ist sie zerrissen zwischen ihrer Liebe zu ihm und ihrem guten Ruf.
Mir hat der Roman alles in allem gut gefallen, einzig Emilys Reaktion auf Andre fand ich total übertrieben für eine Frau von 20 Jahren und da dachte ich wirklich "Mensch Weib, werd erwachsen! Wenn der Dorfschmied deinen Vater erschlagen hätte, hättest du garantiert auch keinen Hass auf alle Schmiede dieser Welt!"
Aber gut, solche Überreaktionen gehören eben in Liros dieser Zeit.
Insgesamt finde ich den Roman sehr schön und gegen Ende auch sehr spannend.
Daher vergebe ich
4,5 von 5