Der zärtliche SpionPatricia Veryan
Droemer Knaur 1999 Taschenbuch
Eigener Inhalt:Die Familie Mariettas ist durch die Spielsucht des Vaters verarmt und so lebt sie nun zusammen mit zwei Geschwistern, ihrer Tante und ihrem Vater in einem kleinen Haus an der Kanalküste in Sussex, weit ab von der Gesellschaft Londons. Sie hofft, dass sie bald einen Heiratsantrag von Sir Blake Corville bekommt, um die finanzielle Not der Familie zu lindern. Eines Tages spielt ihr kleiner phantasievoller Bruder in der nahegelegenen Ruine der Burg, als er in seinem Überschwang einen Fremden angreift und verletzt. Marietta kümmert sich um den geheimnisvollen Fremden und nur zu bald hat nicht nur Arthur Gefallen an dem vermeintlichen Schmuggler gefunden....
Meine Meinung:Ich hatte schon fast befürchtet, dass ich sämtliche Knaur Goldrücken Bände ungelesen oder nur angelesen aussortieren könnte, bis mir doch noch dieses kleine Juwel in die Hände fiel.
"Der zärtliche Spion" ist ein historischer Liro, der zu Anfang des Regency spielt und der vollkommen ohne Erotik auskommt. Selbst die Kußszenen sind nur angedeutet und trotzdem hat man nicht den Eindruck, dass die Charaktere aus moralischen Zwängen heraus handeln, Erotik und Leidenschaft spielen halt nur keine oder nur eine klitzekleine Rolle in dem Roman. Stattdessen liegt der Fokus auf der Aufdeckung des Geheimnisses, das Diccon verbirgt und das sich dem Leser und Marietta nach und nach enthüllt. Zusätzlich spart der Roman nicht an Dramatik, vor allem im letzten Teil überschlagen sich die Ereignisse fast. Dazu kommt, dass der Roman das Schicksal einer ganzen Familie beschreibt und die Ereignisse rund um die Familenmitglieder eng miteinander verwoben sind, sowohl zeitlich als auch örtlich.
Die Geschichte punktet vor allem durch die ungewöhnlichen und liebevoll beschriebenen Charaktere, angefangen mit der kauzigen Tante, die als Zigeunermedium zum Lebensunterhalt der Familie beiträgt, bis hin zum kleinen, sehr fantasievollen kleinen Arthur, der sich als Lancelot verkleidet. Marietta bleibt bei den tollen Nebencharakteren fast zu blass. Diccon ist der Leserin über weite Strecken fast zu geheimnisvoll, das macht er durch seine Kinderliebe aber mehr als wett. Er ist rein äußerlich auch nicht unbedingt der perfekte Liebesromanheld, aber unsympathisch macht ihn das keinesfalls.
Stilistisch habe ich mich ein wenig an Jane Austen erinnert gefühlt, nicht unbedingt wegen des Schreibstiles, sondern vielmehr wegen des Settings und der Charaktere.
Fazit: Wer die Romane Jane Austens mag, sollte hier unbedingt reinlesen und alle anderen sollten auch einen Versuch wagen!
Meine Wertung:9 von 10
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Hat die Blume einen Knick, war die Hummel wohl zu dick.