Mr. Cavendish, I Presume
Julia Quinn
Avon 2008-10-01 2008-09-30 Taschenbuch 370 Seiten
Nun ist es passiert. Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, aber "Mr. Cavendish, I presume" ist das erste Buch von Julia Quinn, dem ich nicht mehr geben mag als
von 5 möglichen Smileys.
Aber zunächst einmal die Beschreibung (von Amazon und der Rückseite des Buches)
"Amelia Willoughby has been engaged to the Duke of Wyndham for as long as she can remember. Literally. A mere six months old when the contracts were signed, she has spent the rest of her life waiting. And waiting. And waiting . . . for Thomas Cavendish, the oh-so-lofty duke, to finally get around to marrying her. But as she watches him from afar, she has a sneaking suspicion that he never thinks about her at all . . .
It's true. He doesn't. Thomas rather likes having a fiancée—all the better to keep the husband-hunters at bay—and he does intend to marry her . . . eventually. But just when he begins to realize that his bride might be something more than convenient, Thomas's world is rocked by the arrival of his long-lost cousin, who may or may not be the true Duke of Wyndham. And if Thomas is not the duke, then he's not engaged to Amelia. Which is the cruelest joke of all, because this arrogant and illustrious duke has made the mistake of falling in love . . . with his own fiancée!"
Julia Quinn hat mit den beiden Büchern "The lost Duke of Wyndham" und "Mr. Cavendish, I presume" ein interessantes Experiment gewagt. Sie erzählt eine Geschichte aus zwei Perspektiven, mit zwei verschiedenen Protas in zwei Büchern. Beide Bücher spielen mehr oder weniger zeitgleich, statt wie sonst üblich nachfolgend.
Die Idee schien mir brilliant und spannend. Und da ich den ersten Teil der Duologie "The lost Duke..." geliebt habe (siehe entsprechende Rezi hier), konnte ich "Mr Cavendish..." kaum erwarten. Und neugierig auf dieses eher ungewöhnliche Format war ich auch.
Unglücklicherweise ging es ganz fürchterlich schief. Anders als die meisten Kritikerinnen des Buches (und leider gibt es offenbar viele) finde ich nicht, dass Julia Quinns Stil sich verändert hat oder sie "ihr Mojo" verloren hat, aber dennoch halte ich die Idee in der Ausführung für misslungen.
Warum meine Kritik?
Julia Quinn erzählt in der Tat die gleiche Geschichte aus anderer Perspektive, aber das ist auch das Problem: sie erzählt die gleiche Geschichte zwei Mal.
Wenn man aber ein solches Format wählt, indem also die Geschichte selber den Leserinnen bereits bekannt ist (wir "wissen" zu dem Zeitpunkt schon wer der "echte" Duke of Wyndham ist), muss es etwas anderes geben, was die Leser fesselt. Vielleicht das "wie" anstatt des "was". Leider gelingt es Julia Quinn nicht, die mangelnde Spannung des "was" durch etwas anderes auszugleichen. Die Charaktere (Protas) sind nett und charmant aber nicht tief genug oder kompliziert genug, um die mangelnde Spannung der Handlung umzuleiten.
Durch fast das gesamte Buch fühlt man quasi das Echo des ersten Buches und kommt kaum umhin sich zu fragen, warum beide Bücher tatsächlich so nah beieinander sein müssen. Ich hab es jedenfalls nicht verstanden. Noch dazu wo das Buch "Mr. Cavendish, I presume" heisst und ich doch so schrecklich gerne mehr über Mr. Cavendish und nicht den Duke erfahren hätte. Ist das nicht eine wunderbare und ungewöhnliche Idee? Zu beschreiben, was passiert wenn ein Duke, also einer aus dem Hochadel plötzlich eben keinerlei angesehenen sozialen Rang mehr bekleidet, sondern einfach nur - naja- eben Mr. Cavendish ist. Ich kann mich spontan an keinen Liebesroman mehr erinnern, in dem das je passiert ist.
Leider, ach leider ist das nicht die Geschichte, die Julia Quinn erzählt. Und bis auf die letzen paar Kapitel kennt die geneigte Leserin die Geschichte schon und ist doch ein wenig gelangweilt. (Hinzu kommt noch, dass ich auch als Nebenfigur Jack spannender fand als Thomas).
Ich kann gut verstehen, dass auch Liebesromanautorinnen mal was neues probieren wollen und innovativ werden möchten. Die Idee zwei Seiten einer Geschichte zu beschreiben, finde ich auch nach wie vor beeindruckend. Jedoch sollten vermutlich beide Geschichten nicht so dicht beieinander liegen, bzw. nicht nur unterschiedliche Erzählperspektiven, sondern tatsächlich auch unterschiedliche Erzählschwerpunkte und vielleicht auch verschiedene Erzählweisen haben. Zwei Mal die gleiche Geschichte zu erzählen ist dann doch etwas fad.
Mein Rat an interessierte Leserinnen wäre: sich beide Inhaltsangaben durchzulesen und dann das Buch zuerst zu wählen, das einem mehr zusagt.
Vielleicht hätte ich "Mr. Cavendish..." auch mehr gemocht, hätte ich nicht die andere Seite derselben Münze zuerst gelesen.
Ich find´s wirklich unschön, aber das war das erste Buch von Julia Quinn, das mich gelangweilt hat. Jedoch liegt das meiner Meinung nach an dem Experiment, das die Autorin gewagt und das aus meiner Sicht schief gegangen ist, als an Julia Quinns Fähigkeiten als Autorin.
Sie war eine meiner Lieblingsautorinnen und wird es bleiben. Trotz recycleter Story.
(Sorry Carry22, leider war das Buch wirklich nicht mein Ding)