Elisabeth Büchle - Winterstürme/Die Magd des Gutsherrn

Liebesromane, die in der Vergangenheit spielen und in keine andere Kategorie passen

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Elisabeth Büchle - Winterstürme/Die Magd des Gutsherrn

Beitragvon mallory » 13.11.2015, 23:01



Klappentext: Ein kleines Städtchen im Schwarzwald, 1866: In einer stürmischen Winternacht findet der Gutsherr Lukas Biber eine halberfrorene Frau auf seinem Grund. Als die Fremde am nächsten Tag zu sich kommt, kann sie sich an nichts erinnern. Sie weiß weder, wer sie ist noch woher sie kommt.
Theresa, wie sie von nun an genannt wird, bleibt schließlich als Magd im Gutshaus. Dennoch hält sie an der Hoffnung fest, eines Tages einen Hinweis auf ihre Herkunft und wahre Identität zu erhalten. Sie ahnt nicht, dass bereits nach ihr gesucht wird...

Meine Meinung: Das Buch teilt sich in zwei Handlungsstränge: Zum einen ist da der zutiefst um seine verstorbene Frau trauernde, mürrische Tierarzt Lukas, der eine junge Frau ohne Gedächtnis findet und widerwillig bei sich aufnimmt. Obwohl er sie nicht mögen will schleicht sie sich in sein Herz und in das seiner kleinen Tochter. Es ist wirklich schön zu lesen wie "Theresa" sich einlebt und Freunde findet. Und ich habe mitgefiebert als einige neidische, missgünstige, eifersüchtige Weiber des Ortes sie angreifen, verleumden und sogar zu einer Hetzjagd auf sie ansetzen, nach der sie sich im Wald verirrt verirrt.
Der andere Handlungsstrang spielt zuerst in Wien, danach in Berlin. Der junge Thomas Wieland hat für die österreichische Regierung spioniert und als er erwischt wird kann er gerade noch flüchten. Am nächsten Morgen ist seine Schwester Marika verschwunden und er hat den Verdacht, die Verfolger haben sie mit ihm verwechselt. Als sein Vorgesetzter ihm anbietet nach Berlin zu fahren und dort seine Spionagetätigkeit fortzusetzen nimmt er die Gelegenheit wahr in der Hoffnung in Preußen weiter nach Marika forschen zu können. Offiziell ist er ein Musikstudent, inoffiziell der Adjudant General Meierlings, für den er Augen und Ohren offen halten soll da ein Krieg zwischen Preußen und Österreich unabwendbar zu sein scheint.
In seiner Freizeit lernt Thomas allerdings die junge Christine Doorn kennen und verliebt sich in sie. Doch eine gemeinsame Zukunft scheint nicht möglich, sie die Tochter eines preußischen Generals und er ein österreichischer Spion.
So wechseln in beiden Handlungssträngen fröhliche, sommerliche, anheimelnd familiäre und freundschaftliche Szenen mit großer Dramatik ab und führen schließlich zusammen als Thomas erfährt, dass seine Schwester in Baden-Württemberg gesehen worden sein soll und dass ihre Entführer immer noch hinter ihr her sind...
Die Autorin hat einen wirklich tollen Schreibstil, sie verstand es von Anfang an, mich zu fesseln und das obwohl die Geschichte anfangs recht ruhig verläuft. Doch nach und nach steigt die Spannung und läuft auf einen richtigen Showdown und ein wunderbares Happy End hinaus. Dazu kommt, dass ich unheimlich viel über einen Krieg gelernt habe, von dem mir bis dahin ehrlich gesagt nicht einmal bewusst war dass er tatsächlich stattgefunden hat. Ich habe nicht nur im Buch von den politischen Verwicklungen erfahren, die zum Ende des Deutschen Bundes und zum deutsch-österreichischen Krieg geführt haben, ich habe auch eine Menge gegoogelt um mehr über die im Buch genannten Personen und über den Krieg selbst zu erfahren.
Das Buch ist christlich angehaucht doch auf sehr angenehme Art. Sämtliche Personen der Geschichte sind religiös und tief in ihrem Glauben verwurzelt, doch dieser Glaube wird zu keiner Zeit aufgedrängt sondern ganz selbstverständlich in die Geschichte eingeflochten durch immer wiederkehrende Bemerkungen der Protas, die in ihrer Not zu Gott beten, passend zur Geschichte wird mal an ein Gleichnis oder eine Geschichte aus der Bibel erinnert und nur ein oder zwei Mal wird den Protas ein etwas streng gläubigerer Dialog in den Mund gelegt, was aber auch zu der entsprechenden Szene passt. Man muss also nicht befürchten von der Autorin missioniert zu werden, das Ausmaß religiöser Äußerungen ist genau passend.

Meine Wertung: überzeugte 5 von 5 :lesen

P.S. Die Geschichte spielt ja sowohl im Schwäbischen als auch in Wien und Berlin, doch die Autorin hat es sich verkniffen auch nur ein Mal Dialekt zu schreiben. Einzig an Bemerkungen, dass verschiedene Personen einen nur schwer zu verstehenden Dialekt sprechen wird ab und zu darauf hingewiesen dass man sich die Dialoge im Schwarzwaldstädtchen eigentlich schwäbisch denken müsste. :lol: Es gibt tatsächlich nur ein einziges Wort dass auf die schwäbische Herkunft der Autorin hindeutet und das ist, wenn sie ihre Protas "strümpfig" durchs Haus streifen lässt. Bei diesem Wort musste ich jedes Mal grinsen und mich fragen, ob es dieses Wort so tatsächlich auch in anderen Regionen Deutschlands gibt. :mrgreen:

:stern
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Re: Elisabeth Büchle - Winterstürme/Die Magd des Gutsherrn

Beitragvon lemmy » 22.11.2015, 13:02

Schön, dass es dir so gut gefallen hat. Da kann ich mich ja drauf freuen es bald zu lesen. :)
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