Neue Schuhe zum Dessert.Marian Keyes
Heyne 2006-02 Broschiert 720 SeitenInhalt: Das Buch handelt von 3 Frauen, die – mehr oder weniger lose – miteinander verbunden sind. Es wird immer abwechselnd aus der Perspektive einer der drei Frauen geschrieben (aber keine Angst, dabei kommt man nicht durcheinander):
Gemma (32) ist Event-Planerin und lebt in Dublin. Gemmas Vater hat nach über 35 Jahren Ehe Gemmas Mutter verlassen und ist jetzt mit seiner Sekretärin zusammen. Gemma muss sich nun um ihre Mutter kümmern, die sehr unter der Trennung leidet, und sich auch noch um ihr eigenes Liebesleben kümmern, denn auch da liegt einiges im Argen, seit sie vor 2,5 Jahren von ihrer große Liebe Anton wegen ihre (ehemals) besten Freundin Lily verlassen wurde.
Jojo (32) ist Amerikanerin, lebt in London und arbeitet als Literaturagentin. Zu ihren Schützlingen gehören Lily und später auch Gemma. Jojo ist liebenswert, umschwärmt – und heimlich mit ihrem (verheirateten) Chef Mark zusammen.
Lily lebt in London mit ihrem irischen Freund Anton und ihrer gemeinsamen kleinen Tochter Ema. Sie ist Autorin, ziemlich schüchtern, pessimistisch und unsicher, und sie hat gerade einen großen Überraschungs-Hit gelandet: „Mimis Medizin“. Jetzt muss ein Nachfolger her, doch das ist gar nicht so einfach.
Meine Meinung:Nach den ersten Kapiteln (über Gemma) hätte ich das Buch am liebsten weggelegt. Uninspiriert, langweilig.
Gut, dass ich es nicht getan habe, denn das Buch gewinnt zunehmend an Fahrt. Vor allem die Geschichten um Jojo und Lily fand ich wunderbar, typisch Marian Keyes. Wird dann wieder durch die Aufnahme der Geschichte um Gemma gestört. Nicht, dass Gemma unsympathisch wäre, und zum Ende hin wird ihre Geschichte auch deutlich besser, aber hier fehlte mir irgendwie das Besondere, das für mich Marian Keyes ausmacht. Die Gemma-Kapitel hören sich an, als wären sie schlecht aus Bridget Jones kopiert worden...
Sehr fesselnd fand ich die Schilderungen über die Vorgänge in der britischen Verlagsbranche. Habe zwar keine Ahnung, ob dies der Wirklichkeit entspricht, aber interessant ist es allemal!!! (Würde mich auch mal aus deutscher Sicht interessieren.) Auch sehr gut beschrieben: die Achterbahnfahrt, die die frischgebackenen Autorinnen durchmachen müssen; mal himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt, (wenn zum Beispiel eine grottenschlechte Rezension in der Zeitung erschienen ist oder die Verkaufszahlen des zweiten hochgelobten Werkes 347 Bücher in der ersten Woche betragen...). Hört sich so an, als hätte M. K. hier auch eigene Erfahrungen eingebracht...
Das ist in meinen Augen auch einer von Marian Keyes großen Stärken: Sie kann auch über schwere Fehlschläge, Versagen und Versagensängste angenehm leicht schreiben. Da wird aber nichts lächerlich gemacht oder zu leicht genommen, sondern mit der angemessenen Tiefe beschrieben; man leidet zwar mit, muss aber nicht gleich Tränen weinen.
Ach ja: Ich frage mich wirklich, wie der Verlag auf diesen dämlichen deutschen Titel gekommen ist. :evil: Im Original heißt das Buch "The Other Side of the Story" und macht viel mehr Sinn: Kann man einmal so verstehen, dass das Buch sowohl die Seite der verlassenen Frau, als auch die Seite der Frau beschreibt, die scheinbar Grund für die Trennung war.
Oder man könnte den Titel auch so verstehen, dass die Leserin einen Einblick bekommt, wie Frauenromane geschrieben werden und wie Verlage funktionieren, man lernt also auch mal "die andere Seite" kennen...
Meine Bewertung:Ich gebe
4 von 5 Punkten. 1,5 Punkte Abzug für den schlechten Anfang und die Schwächen bei Gemmas Geschichte. 0,5 Punkt Bonus für die Schilderungen aus der Verlagsbranche! Sehr interessant!
Alles in allem aber nicht Marian Keyes bestes Buch! :|