Andy Weir - Der Marsianer

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Andy Weir - Der Marsianer

Beitragvon mallory » 10.02.2015, 22:27



Inhalt: Bei einer Expedition auf dem Mars gerät der Astronaut Mark Watney - Botaniker und Techniker der Mission - in einen Sandsturm, wird verletzt und von seiner Crew getrennt. In dem Glauben, er sei tot, rettet sich die Crew und lässt Watney zurück. Als er aus seiner Ohnmacht erwacht stellt er fest, dass er vollkommen allein ist, zwar noch die komplette Ausrüstung zur Verfügung hat, aber nicht genug Lebensmittel, Wasser und keinerlei Möglichkeit mitzuteilen dass er noch lebt.
Für Mark Watney beginnt ein spektakulärer Überlebenskampf, bei dem es für ihn nicht nur darum geht die nächsten vier Jahre bis zur nächsten Mars-Mission zu überstehen ohne zu verhungern sondern auch, mit den vorhandenen Mitteln sein Leben auf dem Mars einzurichten...

Meine Meinung: Wow! Es ist kaum zu glauben, dass dieses Buch wirklich ein Debüt-Roman ist! Von der ersten Seite ab schaffte es der Autor mich zu fesseln, zu unterhalten, zu amüsieren und mich mitfiebern zu lassen. In den ersten Kapiteln erzählt Watney selbst wie er wieder zu sich kommt und feststellt was passiert ist:

"Logbuch: Sol 6
Ich bin sowas von im Arsch.
Das ist meine wohlüberlegte Meinung.
Im Arsch.
Sechs Tage nach Beginn der vermeintlich großartigsten zwei Monate meines Lebens setzte der Alptraum ein.
Ich weiß nicht wer dies hier überhaupt lesen wird. Vermutlich wird es irgendwann einmal jemand finden. Vielleicht in hundert Jahren."


Auf den folgenden Seiten lässt uns der Protagonist daran teilhaben wie er mit der Situation umgeht, wie er Bestandaufnahme seiner Möglichkeiten macht, an seiner Hoffnung, seiner Verzweiflung - und daran wie man aus Raketentreibstoff Wasser herstellt. *g* Obwohl das sehr technisch ist hat es der Autor geschafft dass ich tatsächlich weitgehend durchhielt, denn es war ein wenig, als würde einem MacGyver einen Crashkurs in Chemie geben. Mit staubtrockenem Humor kommentiert Mark Watney seine Erfolge und Misserfolge und ich war irgendwann praktisch mit ihm in seiner Wohnkuppel oder im Rover unterwegs und habe ums Überleben gekämpft.
Nach einiger Zeit fragte ich mich allerdings doch, wie der Autor auf diese Weise unterhaltsam mehr als 500 Seiten füllen will. Doch kaum hatte ich mich das gefragt wechselt die Erzählperspektive und man findet sich plötzlich auf der Erde bei der NASA wieder und wird Zeuge wie durch Zufall bemerkt wird dass Watney, für den bereits ein Gedenkgottesdienst abgehalten wurde, noch leben muss. Hier hat es der Autor dann geschafft mir wirklich Gänsehaut zu verursachen und ich habe die Szene danach noch ein paar Mal gelesen.
Ab diesem Zeitpunkt wechselt der Autor immer wieder die Perspektiven. In der Ich-Form erzählt Watney von seinen Fortschritten, in anderen Kapiteln wird er von der Erde aus beobachtet und alle bei der NASA und schließlich weltweit versuchen einen Plan zu entwickeln, den gestrandeten Astronauten zu retten bevor seine Nahrungsmittel aus sind. Weitere Kapitel erzählen davon was derweil im Raumschiff der heimkehrenden Mars-Crew vor sich geht.
Diese Handlungsstränge steigern sich zu einem wortwörtlich atemberaubenden Finale, das eines Hollywood-Blockbusters wahrhaft würdig ist, dabei jedoch im Gegensatz zu Filmen wie "Armageddon" immer absolut glaubwürdig, überzeugend und realistisch bleibt. Überhaupt könnte man sich vorstellen dass es sich genau so abspielen würde, sollte tatsächlich mal ein Astronaut auf dem Mars vergessen werden!

Ich frage mich, seit ich erfahren habe dass das Buch von niemand geringerem als Ridley Scott verfilmt wird, immer wieder: Wie muss man sich als Autor fühlen wenn das allererste Buch das man veröffentlicht hat nicht nur ein Bestseller wird sondern sogar gleich einer Verfilmung würdig befunden wird!? Kann man da überhaupt noch schlafen oder sitzt man nachts vor Unglauben und Aufregung im Bett??

Meine Wertung:

Natürlich und auf jeden Fall

5 von 5 :lesen

:stern
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Re: Andy Weir - Der Marsianer

Beitragvon Wildfee » 11.02.2015, 09:13

Das klingt total nach meinem Beuteschema :augen
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Hat die Blume einen Knick, war die Hummel wohl zu dick.
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Re: Andy Weir - Der Marsianer

Beitragvon Skiddo » 11.02.2015, 10:20

Habe ich schon auf dem WZ :mrgreen:
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Re: Andy Weir - Der Marsianer

Beitragvon Betty » 11.02.2015, 11:02

Das Buch ist einfach klasse. Göga und ich hatten viel Spaß damit. Ich werde es im Juli meiner Schwester zum Geburtstag schenken.
LG Betty
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Re: Andy Weir - Der Marsianer

Beitragvon mallory » 11.02.2015, 16:57

Und ich werde es weiterhin jagen, ich möchte es gerne für mein Keeperregal (es ist bisher leider nur als Büchereibuch in meinem Haushalt).
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Re: Andy Weir - Der Marsianer

Beitragvon Anke » 21.02.2015, 13:53

Ich habe zwar das Hörbuch gehört und nicht das Buch gelesen, aber da es sich um ein ungekürztes handelt, werde ich einfach meine Rezension hier zufügen:

Ankes Bewertung: 5 von 5 Punkten

Eigentlich gibt es dem Klappentext nichts hinzuzufügen, deshalb verzichte ich auf eine eigene Inhaltsangabe.

Vielleicht sollte erwähnt werden, dass Mark Watney, in der Geschichte bereits der 17. Mensch ist, der den Mars betritt. Und er mindestens so findig, wie MacGyver ist - und letztendlich lässt sich schließlich alles mit Klebeband richten, oder?

Ich gebe es zu, wenn ich nicht im Liebesromanforum über dieses Buch gelesen hätte und es nicht als Hörbuch erschienen wäre, dann hätte ich mich vielleicht nie an diesen Stoff gewagt.

Ich bin weder technisch besonders versiert, noch verstehe ich etwas von Raumfahrt und die Welt der Nasa ist für mich ungefähr so weit entfernt, wie der Mars. Und doch habe ich in der letzten Zeit kaum ein spannenderes, packenderes und unterhaltsameres Hörbuch gehört als Andy Weirs "Der Marsianer".

Und, natürlich habe ich nur wenige technische Details wirklich verstanden, noch konnte ich allen Erklärungen folgen; bei manchen habe ich tatsächlich nur darüber hinweggehört. Trotzdem hat mich die Geschichte richtig gepackt und ich habe beinah atemlos mitverfolgt, wie findig Mark Watney um sein Überleben kämpft.

Anfangs konzentriert sich die Geschichte allein auf das Logbuch, beginnend mit dem Tag des Abbruches der Mission, des Astronauten, Techniker und Botanikers Mark Watney und seinen unmittelbaren Problemen, auf dem Mars ein Überleben zu sichern.

In Lauf der Geschichte kommen weitere Blickwinkel hinzu, die der Entscheidungsträger bei der Nasa, der Boden-Crew oder der Missions-Crew, die sich auf dem Heimweg befindet. Die Geschichte, die nun auf mehreren Ebenen erzählt wird, fängt an hin und her zu springen. Dabei ist es fantastisch, wie der Autor es schafft; damit keine Verwirrung zu stiften, sondern vielmehr die Spannung immer mehr zu steigern.

Es bestand für mich keine Frage, dass es am Ende ein Happy End geben wird, die Frage war nur die, wie würde der Weg dorthin aussehen. So fand ich es auch absolut passend, dass das Ende dann doch recht kurz gehalten und im Gegensatz zu allem vorher recht unspektakulär erzählt war.

Generell finde ich, dass der Autor es unheimlich geschickt versteht; Spannung an der richtigen Stelle und im richtigen Maß einzusetzen. Ich finde, er hat ein echtes Gespür dafür, wann es sich um 1000 Mal geübte Standartsituationen handelt, die schnell erzählt werdeN können und wann es sich um eine echte Ausnahmesituation handelt, die so nie erwartet wurde.
Und auch das macht diese Geschichte so außergewöhnlich zu verfolgen.

Einzig die genauere Betrachtung der psychologischen Seite, aller Beteiligten, hat mir ein wenig gefehlt. Darauf wird nur am Rand Bezug genommen. Andererseits dürfte klar sein, dass nur ein Pragmatiker, mit einer wahrlich stabilen Psyche, so etwas auch nur annährend seelisch heil überstehen dürfte.
Und praktische Problemlosungen, Klebeband-Experimente und ein paar freche Sprüche dürften auch unterhaltsamer sein, als endlose Seelenqualen.

"Der Marsianer" kann wohl unter "Hard Science-Fiction" laufen, ein Sub-Genre der Science Fiction, das durch "wissenschaftlicher Genauigkeit und/oder Details geprägt ist" (so wikipedia) Tatsächlich hört sich Andy Weirs Roman durchaus realistisch an und man kann sich eine solche Mission, bzw. Rettung, genauso vorstellen.

Gerade noch hatte ich damit zu kämpfen Richard Barenberg als Sprecher meiner Adrians Midnight Breed Vampire zu akzeptieren, nun gibt er in "Der Marsianer" eine derart überzeugende Leistung ab, dass ich mich förmlich schäme, jemals meine kleinen (eingebildeten) Probleme mit dem Sprecher gehabt zu haben. Aber ich mache es nun wieder wett, denn: Richard Barenberg ist hier einfach grandios!

Kurz gefasst: "Is there Life On Mars?" - definitiv! Grandioses, spannungsgeladenes marsianisches Action-Kopfkino! Als Hörbuch fantastisch vorgetragen von Richard Barenberg.
๑ ๑ ๑ ๑ ๑ ๑ ๑ ๑ ►Liebe Grüße, eure Anke◄ ๑ ๑ ๑ ๑ ๑ ๑ ๑ ๑ ๑

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Re: Andy Weir - Der Marsianer

Beitragvon mallory » 21.02.2015, 14:27

:klatsch Und ich kann sagen, dass das Buch mein weiteres Leseverhalten stark beeinflusst. :lol: So habe ich "Sacer Sanguis Evolution" von Albert Knorr angefangen, einem Autoren, den ich bisher nur von einer längeren Leseprobe kannte, dessen Schreibstil mich aber sofort für sich eingenommen hatte. Leider musste ich das Buch nach den ersten Seiten wieder abbrechen weil der Autor, der wohl mit Fachleuten gesprochen und gut recherchiert hat, mir erzählen wollte, dass sich auf dem Marsboden gut Lebensmittel anbauen lassen. :???: Mark Watney hat mir aber ausführlich und sehr glaubwürdig erklärt dass Marsboden absolut tot ist, keine Bakterien enthält, nichts - und deshalb Kartoffeln nur deshalb darin wachsen können weil er ihn mit Erde gemischt hat! Und Mark Watney habe ich geglaubt, da kann ich jetzt nicht ein Buch lesen das etwas anderes behauptet! :lol:
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Re: Andy Weir - Der Marsianer

Beitragvon Betty » 22.02.2015, 11:13

Toll, dass das Buch hier so gut angekommen ist, auch wenn es kein LiRo ist. :klatsch
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Re: Andy Weir - Der Marsianer

Beitragvon Lilli » 22.03.2015, 11:04

Auch ich habe die Hörbuch-Version gehört und kann Anke 100% zustimmen.
Eine Robinson Crusoe-Geschichte vom Feinsten. Obwohl ich der Technik nicht völlig abgeneigt bin, muss ich nicht wissen, ob hier Fiktion oder Wirklichkeit erzählt wurde, wenn Treibstoff hergestellt wurde oder Wasser. Es wurde gut erzählt und das mit der nötigen Spannung ohne langweilig zu werden. Die Prise Humor und Selbstironie machte das Ganze zu einem tollen Hörerlebnis...
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