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Abgründe: Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf
Josef Wilfling
Heyne Verlag 2010-03-01 Gebundene Ausgabe 320 Seiten
Durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung bin ich vor einiger Zeit auf dieses Buch aufmerksam und irgendwie auch neugierig geworden.
Klappentext:
Das Unfassbare war bei ihm der Normalfall: Der legendäre Mordermittler Josef Wilfling hatte es tagtäglich mit Menschen zu tun, die Ungeheuerliches getan oder erlebt haben. In Abgründe erzählt er seine spektakulärsten Fälle, schildert Tathintergründe, gibt den Blick in seelische Abgründe frei und zeigt: Die Wirklichkeit ist packender als jeder Krimi.
Als der Leiter der Münchner Mordkommission Josef Wilfling Anfang 2009 nach 42 Dienstjahren in Pension ging, verabschiedete sich eine Legende: Der Star-Ermittler und Vernehmungsspezialist klärte den Sedlmayr- und den Moshammer-Mord auf, schnappte Serientäter und verhörte Hunderte Kriminelle. Rund 100 Fälle von Mord und Totschlag hat er während seiner Dienstzeit bearbeitet, und das mit einer Aufklärungsquote von nahezu 100 Prozent.
Jetzt deckt er die spannendsten und erstaunlichsten seiner Fälle auf und geht der Frage nach, wie und warum Menschen zu Mördern werden. Doch er zeigt nicht nur, wo das Böse seinen Ursprung hat, sondern beantwortet auch Fragen wie: Töten Frauen anders als Männer? Wie verhält sich ein Unschuldiger? Woran erkennt man einen Lügner? Wahre Geschichten über die Abgründe der menschlichen Natur – atemberaubend erzählt und spannender, als es ein Roman je sein könnte.
Meine Meinung:
Der pensionierte Kommissar Wilfling ist sicherlich in erster Linie Praktiker, kein Autor. Das Buch würde ganz bestimmt keinen Schönschreibpreis gewinnen. Aber es ist sehr interessant, und teilweise auch ziemlich verstörend! Trotzdem habe ich das Buch innerhalb eines Abends verschlungen.
Vor allem das Eingehen auf die oben im Klappentext genannten Fragen und die vielen Details zur Verhörtechnik fand ich wirklich interessant.
Einzig der etwas reißerische Untertitel und vor allem die sich wiederholenden Seitenhiebe auf die "zu lasche Justiz" und psychiatrische Gutachter haben mich etwas genervt. Da hätte mir ein Hinweis im Vorwort gereicht.
Der Schreibstil ist schon ein bisschen so, wie ich ihn von einem Polizeikommissar erwartet hätte (jedenfalls nach meinen Erfahrungen mit denen, die ich kennen gelernt habe
): schon ein bisschen "mackerhaft" und ein bisschen voreingenommen. Darauf muss man sich bei diesem Buch einlassen. 100 Prozent neutral ist es nicht geschrieben, es ist eben aus Sicht des Mordermittlers geschrieben. Wenn man das nicht mag, sollte man das Buch besser nicht zur Hand nehmen.
Meine anfängliche Befürchung, dass ich mir zu "voyeuristisch" vorkommen könnte, wurde schnell zerstreut: Wilfling behandelt die Opfer der Straftaten voller Respekt und Würde, und Namen, Orte und andere Details sind teilweise abgeändert, so dass bei mir nie eine Wiedererkennung gab. Für Münchener Leser könnte das aber anders aussehen. PS: Die Fälle Moshammer und Sedlmayr kommen übrigens nicht vor.
Meine Wertung:
Diese Art von Buch war totales Neuland für mich, und ich habe auch keine Vergleichmöglichkeiten zu ähnlichen Büchern. Ich gebe 4,5 von 5 Punkten, da ich das Buch sehr interessant fand und es mich so gefesselt habe, dass ich es innerhalb weniger Stunden durchgelesen habe.
