Ines Thorn- Das Mädchen mit den Teufelsaugen

...wenn es denn mal etwas anderes als ein Liebesroman sein soll;)

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Ines Thorn- Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Beitragvon Lesefratz » 29.07.2010, 12:55

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Das Mädchen mit den Teufelsaugen
Ines Thorn
Wunderlich 2010-07-16 Gebundene Ausgabe 384 Seiten

Genre: historischer Roman

Klappentext: (quelle:wunderlich)

Das Zeichen des Bösen ... So nennen die Leute Rosamunds Augen. Sie hat ein blaues und ein braunes. Im Frankfurt des Jahres 1530 ist sie damit eine Ausgegrenzte. Selbst ihre eigene Mutter will nichts mit ihr zu tun haben. Nur die Zigeunerin Tonia hält zu ihr. Sie lehrt sie die Kunst des Handlesens. Als Rosamund eines Tages auf dem Markt den Tod in der Hand einer alten Frau liest, beschwört sie ungeahnte Gefahren herauf ...

Meine Zusammenfassung:

Als eines Tages die Zigeunerin Tonia vor der Haustür des Handwerkers Ruppert steht und um eine Unterkunft für die Nacht bittet, kann der gutherzige Mann ihr diese Bitte nicht verwehren.
Rupperts Frau dagegen ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt und will die verletzte junge Frau eigentlich aus dem Haus werfen.
Doch Tonia erzählt der hochschwangeren Hausherrin von ihrer Gabe des Handlesens und so lässt sich die Schwangere ihre vermeintliche Zukunft voraussagen.

Plötzlich setzen die Wehen bei ihr ein, das Kind kommt und so ist die Hilfe der Zigeunerin von großem Nutzen, vor allem da sich später herausstellt, dass die frischgebackene Mutter ihre Tochter nicht stillen kann.
Tonia wird die Amme von Rosamund, dem "Teufelskind", wie es im Dorf genannt wird, da es zwei verschiedenfarbige Augen besitzt.
Und nicht nur das. Einzig von Tonia erfährt das Kind Liebe und Erziehung, da sich Rosamunds Mutter kaltherzig von ihr abwendet.

Eines Tages kommt es im Dorf zu einem folgenschweren Zwischenfall- Die Augenbinde, die Rosamund stets bei Ausflügen ins Dorf trägt, wird ihr von einer Dorfbewohnerin neugierig vom Kopf gerissen und ab diesem Moment nimmt das Unheil seinen Lauf.
Tonia wird an Rosamunds Statt kurze Zeit später als Hexe angeklagt und hingerichtet.

Jahre später-
Mittlerweile hat Rosamunds Mutter noch einer weiteren Tochter das Leben geschenkt, die im Gegensatz zur Erstgeborenen sämtliche Privilegien genießt.
Rosamund dagegen eignet sich im Laufe der Jahre in der Handwerksstatt des Vaters beeindruckende Fähigkeiten in der Farbenherstellung und Malerei an und ist Rupperts ganzer Stolz, auch wenn er sich nicht traut, sich gegen die kaltherzige Behandlung die seine Frau seiner Erstgeborenen angedeihen lässt, zu wehren.
So kommt es schließlich, dass Rosamunds Vater auch keine Gegenwehr zeigt, als seine älteste Tochter wieder einmal ins Visier der abergläubischen Gemeinde gerät und seine Frau und seine jüngste Tochter Rosamund in ein Kloster abschieben wollen.

Doch ab genau diesem Zeitpunkt wendet sich das Blatt für das "Mädchen mit den Teufelsaugen" und sie kehrt einige Zeit später, als Heilige verehrt, zurück in ihre Heimatstadt.
Doch der sehnlichste Wunsch von Rosamund wäre es, wenn auch sie einen Mann finden würde, der sie trotz ihrer optischen Andersartigkeit liebt.
Wird sie ihn finden?

Meine Einschätzung:

"Das Mädchen mit den Teufelsaugen" ist eine mitreißender historischer Roman, der dank der anschaulichen Schilderungen von örtlichen Begebenheiten der Renaissanceepoche und dem typischen Verhalten der Menschen, dieses Zeitalters mit viel Lokalkolorit aufwartet.

Besonders interessant fand ich es, mit wie viel Glaubwürdigkeit die Autorin das Gedankengut ihrer Haupt und Nebenfiguren einfließen lässt, wobei man schnell feststellen wird, dass die Probleme und Beweggründe der Menschen vergangener Zeiten durchaus auch heute nichts an Aktualität eingebüßt haben.

Ines Thorn offenbart die Schwächen ihrer Romanfiguren, wobei sie niemals den Fehler begeht Partei zu ergreifen oder zu verurteilen.
Die einzelnen Standpunkte und Überzeugungen ihrer Protagonisten werden vielmehrohne Bewertung aufgeführt, so dass dem Leser jederzeit die Möglichkeit bleibtsich seine eigenen Gedanken machen zu können- ein Punkt der mir sehr gut gefallen hat!

Passend zu einem Roman der in einer Zeit des Umbruches angesiedelt ist, spielen Dinge wie Religion, Weltanschauung und Aberglaube auch hier eine wichtige Rolle, wobei die Autorin sich sehr viel Mühe damit gegeben hat, nah an der Realität zu bleiben bzw. gut recherchiert hat.
Nicht nur in Bezug auf abergläubisches Gedankengut, sondern auch was typische, tief verwurzelte Ängste der Menschen angeht.

Zum Ende des Romans hin wird man sogar mit einigen interessanten philosophischen Gedanken konfrontiert, die noch einmal sehr deutlich hervorheben, wie unsicher die Menschen in damaligen Zeiten in Bezug auf Glaubensfragen waren.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Frau Rosamund, die durch ihre optische Andersartigkeit von den restlichen Bewohnern ihres Ortes nicht nur von Geburt an ausgegrenzt, sondern auch sehr schnell als Hexe betitelt wird.

Rosamund ist hin und hergerissen zwischen Verzweiflung und der Hoffnung vielleicht doch irgendwann dazugehören zu können, bzw. ein normales Leben führen zu dürfen.
Obwohl sie ein liebeswertes, mitleidiges Naturell hat, benimmt sich die weibliche Hauptfigur niemals unterwürfig- zwar versucht sie klugerweise besonnen und friedlich mit ihren Mitmenschen auszukommen, geht aber, wenn es darauf ankommt auch einmal aus sich heraus und zeigt ihre geistige Reife.
Somit kann man sich mit Rosamund sehr schnell als Leser identifizieren und wird ihre Geschichte gespannt verfolgen wollen.

Diverse Szenen wie etwa eine Hinrichtung werden sehr detailliert geschildert, was eventuell für zartbesaitete Leser ein wenig zuviel sein könnte- wer jedoch historische Lektüre gewohnt ist, wird weniger Probleme damit haben und diesen Aspekt eher positiv bewerten, weil die Schrecken vergangener Zeiten, die dem Leser hier sehr deutlich vor Augen geführt werden, die Glaubwürdigkeit des
Romans zusätzlich untermauern und zum Nachdenken anregen.

Der eingängige, sehr gute Schreibstil der Autorin fesselt bis zum Schluss, der eine Fortsetzung stark vermuten lässt.

Fazit: Ein gelungener historischer Roman der die Renaissancezeit wieder lebendig werden lässt!

Meine Bewertung: :) :) :) :) :) von 5 Punkten

:stern
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Beitragvon Leah » 29.07.2010, 13:17

Das klingt einfach klasse! Das Buch werde ich mir schnellstmöglich kaufen. Danke für die schöne Rezension.

Darf ich noch anfragen, gerne auch per privater Nachricht, ob Rosamund noch ihre zweite Hälfte findet
und wenn ja, ob es eher kurz angerissen wird zum Ende des Buches hin oder der eine welcher schon vorher im Buch auftaucht.

Weil so ein wenig wird ja in Deiner Rezension auf eine mögliche Liebe hingewiesen

:augen

Grüße,
Leah
Ich bin nicht zickig, ich bin nur emotional flexibel !!! ;)
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Beitragvon Lesefratz » 29.07.2010, 13:25

Ich schreibe Dir eine PN! :)
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Beitragvon Leah » 29.07.2010, 13:31

Dankeschön!

:abklatsch

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Das Mädchen mit den Teufelsaugen
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Wunderlich 2010-07-16 Gebundene Ausgabe 384 Seiten

Das Cover spricht mich auch total an
Ich bin nicht zickig, ich bin nur emotional flexibel !!! ;)
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