Navy SEALS: EntführtStephanie Tyler
Lyx 2011-05 Broschiert 399 Seiten
Klappentext: Navy SEAL Jake Hansen erhält einen riskanten Auftrag: Er soll Dr. Isabelle Markham auf den Fängen von afrikanischen Rebellen befreien. Unter größten Gefahren kann Jake die hübsche Frau retten, die eine seltsame Anziehungskraft auf ihn ausübt. Zurück in der Heimat kommt es zu einem weiteren Anschlag auf Isabelles Leben und nur Jake steht zwischen ihr und dem sicheren Tod.
Meine Meinung: Nun, Cherry Adair meint auf dem Buchrücken "Romantic Thrill vom Feinsten!" Vielleicht ist ja das der Grund, warum mir ihre Bücher auch nicht so viel geben.
Tatsache ist, dieses Buch hat mich schrecklich enttäuscht! Ich hatte spannende, actionreiche Handlung und ein leidenschaftliches Liebespaar erwartet. Doch selbst wenn in der ersten Hälfte des Buches von intensiven Gefühlen die Rede ist, dann kommt diese Intensität nicht bei mir an. Außerdem hatte ich immer das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Das Buch ist recht dialoglastig, doch wenn dann wirklich mal was Wichtiges im Dialog erwähnt werden müsste fühle ich mich wie wenn jemand den Ton am Film abgedreht hätte und ich müsste die Handlung aufgrund der Gesichtsausdrücke der handelnden Personen erraten.
Es fehlt einfach was! Bsp.: Isabelle ist Ärztin und begibt sich bei einem Unfall, zu dem sie mit Jake gerufen wird, in Gefahr, in dem sie in den absturzgefährdeten Bus steigt. Jake steigt ebenfalls ein, entdeckt sie ganz hinten bei einem eingeklemmten Soldaten und schaut sie nur böse an und sagt ihr sie solle jetzt langsam aus dem Bus steigen. Und plötzlich wird ihr klar, dass sie in Gefahr ist! Normal wäre doch eher, dass er sie anschnauzen würde, ob sie noch normal wäre weil sie sowas macht. Aber nein, genau in so einer Situation wird der Dialog stark beschnitten.
Jake scheint wie ein übersinnlicher Psychiater immer genau zu wissen was Isabelle gerade fühlt und was er zu ihr sagen muss.
Auch lässt die Autorin die Leserin ewig über alles Mögliche im Unklaren. Isabelle wurde von ihrem Bodyguard verraten. Doch mir war lange nicht klar, ob er es denn nun war der sie auch entführt hat.
Genauso hat es, wie im Buchgeplauder schon erwähnt, anfangs immer wieder unlogische Stellen im Buch. Bsp. S. 55/56:
"Hey, wir fangen nicht damit an", protestierte Chris. Zumindest das stimmte. Es gab Typen, die wussten, das sie SEALs waren, und wollten nur deshalb Streit mit ihren anfangen. Manchmal ging es auch um die Freundinnen anderer Männer, die die drei Brüder etwas zu lange anschauten. Aber hey, dafür konnten sie ja auch nichts.
Kenny verdrehte die Augen. Sein Blick ruhte etwas zu lange auf Jake. Er öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, aber die Band begann zu spielen, und das lenkte ihn ab. SeitenwechselEins zu null für Jake, aber er würde an dieser Bemerkung länger zu kauen haben als Nick. Jake war definitiv angespannt, aber er schien heute keine Lust auf ein schnelles Abenteuer zu haben, was nur bedeuten konnte, dass er in Schwierigkeiten steckte.Soweit dieses. Nun habe ich keinerlei Zusammenhang gefunden zwischen Seitenende 55 und Seitenanfang 56! Welche Bemerkung ist gemeint, Jake hat doch gar keine gemacht. Warum dann eins zu null? Ich habe erstmal zurückgeblättert weil ich dachte ich hätte eine Seite übersprungen, aber nein.
Genauso ist der Schreibstil manchmal mehr als unbeholfen. Bsp.:
Jeannie drückte eine Hand gegen ihre Kehle. Isabelle wusste, sie konnte es ihrer Mutter unmöglich erklären. Sie würde es nicht verstehen...Aber im Grunde war das für sie okay. Isabelle will ihrer Mutter ihre Gefühle nicht erklären müssen, aber das hätte man doch wirklich etwas besser ausdrücken können.
Erst ab Seite 240 erfährt das Buch für mich eine deutliche Wende. Die Sätze werden plötzlich weniger verwirrend, die Personen sprechen plötzlich in klaren Worten davon was ihnen passiert ist und durch wen (zumindest meistens) und die Gefühle werden endlich glaubwürdig rübergebracht. Hat sich die Autorin bis dahin erst warm schreiben müssen? Bis kurz vor Schluss ist das Buch dann sehr fesselnd und ich wurde auch mit den Personen warm. Doch dann hat mich die Autorin wieder enttäuscht.
Ein Mann wird gefangen genommen, vom Bösewicht verdrahtet und mit einem Zünder versehen. Es gibt nur einen Weg in das Gebäude und Jake hat nur noch knapp 5 Minuten um den Mann zu befreien! Die klassische Spannungssituation, die in Filmen dafür sorgt, dass man Fingernägel knabbert weil die Zeit abläuft. Ich hatte wirklich erwartet nun zu lesen wie der Mann befreit wird, aber nein! Plötzlich ist er befreit, beide stehen hinter der hysterischen Isabelle, die unbedingt zurückwill und bei der Befreiung helfen.
Auch anschließend keine Erklärung mehr wie der Mann frei kam.
Fazit: Eine verschenkte SEAL-Story aus der man wesentlich mehr hätte machen können.
Die Spannung wird zu Gunsten des Liebespaares, das zu viel redet und therapiert, extrem zurückgeschraubt und die Nebenstory, die in Afrika spielt und vermutlich in den nächsten Büchern weitergeführt werden soll, war für mich auch unnötig. Ich bin noch sehr unentschlossen, ob ich das nächste Buch, "Entlarvt", wirklich kaufen soll, denn eigentlich ist der Held Nick eine interessante Persönlichkeit mit einer noch interessanteren Vergangenheit und auch die Leseprobe zeigt, dass sich die Autorin bis dahin tatsächlich warm geschrieben hat. Aber wenn ich dann wieder eine SEAL-Story erwarte und mich dann um Action und Spannung betrogen sehe, dann würde mich das schon ärgern.
Meine Wertung: Vielleicht wird Stephanie Tyler im nächsten Roman plötzlich deutlich besser aber eine Suz Brockmann ist sie definitiv noch lange nicht! Daher vergebe ich nur enttäuschte
3 von 5